Poesie

wahre freiheit

Die Augen aufschlagend, ertönte warmer Vogelgesang. Die Sonne leuchtete beruhigend durch die Regentropfen bedeckte Scheibe, streichelte sanft hinab gleitende Tropfen, die langsam trockneten.
Leichtfüssig und doch noch schläfrig aus dem Bett steigend, überschlugen sich die Ereignisse.
Man wird sich fragen, was dies für Ereignisse waren, doch ist dies eher von unwichtiger Natur. Viel wichtiger und damit im Zentrum stehend, sind die Empfindungen, die sich währenddessen den Weg durch den Geist bahnten.
Sie waren von dunkler Inspiration, was sich darin niederschlug, dass man, getrieben von blinder Wut, Dinge tat, die man ansonsten niemals in so schnellem Ausmaß getan hätte. So klopften, hämmerten wir wie wild an dem Wall des Zornes, der uns den Weg versperrte, uns nicht hinaus in die Freiheit ließ.
Wir suchten nach alternativen Ausgängen, die jedoch allesamt viel zu gefährlich erschienen. Gefangen in der Kontrollsucht, die sich von Tag zu Tag durch den Alltag schlängelte, uns in eine Ecke drängte, fingen wir an, zu akzeptieren. Zu akzeptieren, dass es keine Worte gab, die das ändern konnten, zumindest nicht ein einziges verdammtes Wort aus unserem Munde.
Der Akt des Akzeptierens fand Zuflucht in der bevorstehenden Zukunft, die hoffnungsvoll erschien, man würde frei sein. Einfach frei sein.
Weit entfernt von dem Hass, von der Einengung, von der Kleinhaltung.
Doch niemals kann man sicher sein, ob es nicht dann etwas Anderes geben würde, das einengt, einen nicht so sein lässt, wie man ist.
Die Kunst mag wohl darin liegen, sich nicht einengen zu lassen, sich treu zu bleiben, egal welche Umstände vorherrschen mögen. Man muss lernen sich nicht kleinzumachen, sich von der Masse hervorzuheben, oder zumindest nicht unterzugehen.
Der Tag, an dem das passiert, an dem man seine volle geistige Größe entfalten kann, ohne Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun, sondern es einfach zu tun, ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern. Dieser Tag wird erst die wahre Freiheit entfalten.

 
© Nelli H. 
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